Sicherlich haben Sie schon einmal davon gehört, dass Gott in unserem Inneren wohnt. Die meisten spirituellen Wege weisen diesen Weg nach innen. Jesus sagte dazu: „Das Reich Gottes ist innwendig in Euch“. Aber welche Bedeutung hat das für uns? Und selbst wenn wir wissen, dass Gott in uns wohnt, was ändert das?
Anhand meines Gemäldes „Christus verneigt sich vor dem Göttlichen in uns“ möchte ich meine Erfahrungen hierzu gerne mit Ihnen teilen. Als ich vor etlichen Jahren an meiner Christusbilderserie arbeitete, hatte ich einmal das Gefühl, dass Jesus vor mir steht und sich vor mir verneigt.
Zuerst war ich verwirrt, weil ich mir nicht vorstellen konnte, warum er sich vor mir verneigte. Wusste ich doch um all die dunkle Flecken in meinem Leben, die ich gerne ungeschehen gemacht hätte. Vielleicht verneigt er sich ja vor mir, weil ich Christusbilder malte, überlegte ich mir. Dann bildete ich mir ein, dass ich dadurch vielleicht etwas „Besonderes“ wäre. Schnell merkte ich aber, dass es das nicht sein konnte. Nie würde Christus solche Eitelkeiten fördern. Aber warum verneigte er sich vor mir?
Schließlich erkannte ich, dass er sich vor Gott in mir verneigte. Er sah das Kind Gottes in mir, genauso wie in jedem anderen Menschen. Dabei geht es nicht um das, was wir bisher getan haben, denn da gab es bei jedem von uns Gutes, genauso wie Schlechtes. Diese Achtung und Liebe, die Jesus jedem Menschen entgegenbringt, ist vollkommen bedingungslos. Er hatte die Gabe selbst in den schlimmsten Menschen den göttlichen Kern zu erkennen und anzusprechen. Dadurch machte er die wundervollen Heilungen und Wandlungen seiner Mitmenschen möglich. Nie konzentrierte er sich auf Krankheit, negative Charaktereigenschaften oder Verfehlungen, auch wenn er diese durchaus bemerkte. Immer war es das Gute bzw. die göttliche Vollkommenheit, die er in seinem Gegenüber erkannte. Als er z.B. einen, von allen verhassten, Zöllner kennenlernte, besuchte er diesen in seinem Haus. Danach gab dieser die Hälfte seines Vermögens den Armen und alles, was er sich widerrechtlich angeeignet hatte, gab er den Leuten zurück. Er wandelte sich vom habgierigen Zöllner, zu dem Menschen, der er war. Diesen hatte Jesus in ihm erkannt und erweckt.
Auch brachte man einmal eine Ehebrecherin, die gesteinigt werden sollte, zu Jesus und man forderte sein Urteil. Daraufhin sagte er den göttlichen Satz: „Wer von Euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein“. Danach riet er der Frau von nun an nicht mehr zu sündigen, damit ihr nichts Schlimmeres passieren sollte. Da war kein Vorwurf, kein Verurteilen, sondern er sprach das Gute in der Frau an, um ihr den Weg zur inneren Wandlung zu zeigen.
Auf diese Weise zeigte er den Menschen die bestmögliche Version ihrer selbst. Nie verurteilte er jemanden oder kramte in der Vergangenheit der Menschen herum, sondern er lenkte ihren Blick nur auf das Göttliche in ihnen, auf ihr wahres Wesen.
So riet er: „Liebet Eure Feinde. Tut Gutes denen, die Euch hassen“. Auch hier zeigte er ganz klar den Weg. Wir sollen uns nicht auf das konzentrieren, was andere verkehrt machen, sondern den Kreislauf unterbrechen, indem wir vergeben und unsere Nächsten lieben. Dabei geht es nicht darum, etwas schönzureden oder gar gutzuheißen, was jemand Schlimmes getan hat. Vielmehr können wir durch die Verfehlungen des anderen hindurch, auf seinen wahren Kern schauen. Dabei konzentrieren wir uns auf das Göttliche in ihm. Wenn wir aber auf unser Recht pochen, uns rächen wollen oder meinen, wir wären etwas Besseres, so lenken wir den Blick auf die Unvollkommenheit unseres Mitmenschen und verstärken diese dadurch sogar noch.
Vor Kurzem erhielt ich die Gelegenheit meine Erkenntnisse hierzu zu überprüfen. Mein Bruder kam zu Besuch. In vielen Punkten haben wir extrem unterschiedliche Auffassungen, so dass es nicht einfach ist, ein ruhiges Gespräch zu führen. Schon am ersten Abend eskalierte es mal wieder und es kam zum Streit.
Diese Art von Gesprächen liefen immer gleich ab. Meist fing es ganz harmlos an. Irgendwann kamen wir auf Themen, die ich normalerweise vermeide, da ich weiß, wie mein Bruder reagierte. Schließlich kamen wir an den Punkt, an dem ich meinen Mund doch nicht halten konnte und das Drama seinen Lauf nahm.
Da mein Bruder an diesem Abend alle meine Argumente als Schwachsinn abtat, versuchte ich zunächst meinen Standpunkt vehement zu verteidigen. Ich war beleidigt, kam mir ungerecht behandelt vor und in mir rumorte es gewaltig. Auch hielt ich ihn für einen sturen Idioten, der die Wirklichkeit nicht sehen möchte und freute ich mich schon darauf, dass er bald wieder abreisen würde.
Ein spiritueller Lehrer sagte einmal: „Wenn Du glaubst Du bist erleuchtet, dann geh mal 14 Tage zu Deiner Familie“. Da ist viel Wahres dran. So fühlte ich mich meinem Bruder erst einmal überlegen (zumindest ein bisschen erleuchtet) und hielt meine Sichtweise natürlich für die einzig richtige. In solchen Situationen werden wir herausgefordert, ob wir Nächstenliebe, Toleranz, Demut, Vergebung auch wirklich verinnerlicht haben. Es ist ja einfach im Kreise Gleichgesinnter gelassen zu bleiben. Viel schwieriger wird es jedoch, wenn wir es mit Andersdenkenden zu tun haben.
Nach dem Streitgespräch mit meinem Bruder ließ ich das Ganze noch einmal Revue passieren und fragte mich, warum es jedes Mal aufs Neue so eskalieren musste. Nüchtern betrachtet war das, was mein Bruder gesagt hatte falsch, ungerecht und unfair. Deswegen fand ich, dass ich zu recht beleidigt war, weil er meine Argumente einfach ignorierte.
Als ich meine eigenen Absichten dann genauer betrachtete, musste ich mir eingestehen, dass ich im Grunde nur hören wollte, wie er mir zähneknirschend recht gab. Aber den Gefallen tat er mir nicht und das ärgerte mich.
Je länger ich über das Gespräch nachdachte, um so klarer wurden mir die Worte Jesu: „Was siehst Du den Splitter im Auge deines Nächsten, aber den Balken in Deinem eigenen Auge siehst Du nicht. Entferne zuerst den Balken in Deinem Auge und dann kümmere Dich um den Splitter im Auge deines Nächsten“
So wurde mir dieses Gespräch zu einer Lektion, erst den Balken in meinem Auge anzuschauen. Nachdem ich mich dieser Weisheit Jesu geöffnet hatte, stellte ich fest, wie sehr ich mich über meinen Bruder gestellt hatte. Anstatt ihm seine Ansichten zu lassen, hatte ich ihn als Idioten gesehen. Anstatt das Göttliche in ihm zu ehren, war ich hochmütig und hielt mich für etwas Besseres. Ich musste mir eingestehen, dass ich nicht besser war als er und bat innerlich um Verzeihung. Dann übte ich mich darin, ihn vollkommen göttlich zu sehen. Dabei konzentrierte ich mich darauf, wie Gott ihn sieht und wie ER durch meinen Bruder wirkt.
Am nächsten Tag war alles anders. Mein Bruder war plötzlich offen und zugänglich. Er freute sich, dass er bei mir sein konnte und sagte dieses sogar einige Male, was er sonst nie tat. In unseren nächsten Gesprächen hörte er zu, ohne mich zu beleidigen, sondern ließ das Gesagte auf sich wirken und verhielt sich ganz anders als sonst.
Da verstand ich das Wunder welches geschieht, wenn wir uns auf das Göttliche in unseren Nächsten konzentrieren. Unsere Mitmenschen wollen unbewusst als das göttliche Wesen, welches auch sie sind, erkannt und angesprochen werden. Dann geschieht Wandel. Durch die ehrliche Achtung, die wir anderen entgegenbringen, kann Vertrauen und Heilung entstehen. Wenn wir aber „recht haben wollen“, entsteht automatisch eine Abwehrreaktion und oft eskaliert das Ganze. Das Gleiche gilt natürlich auch für uns selbst. Auch UNS können wir vollkommen und göttlich sehen. Deswegen sollten wir uns auch vor dem Göttlichen in uns selbst verneigen (nicht vor unserem Ego!). Das lenkt den Blick weg von all den Dingen, die wir vielleicht noch nicht geschafft haben. Wir identifizieren uns dann nicht mehr mit den Schwächen, sondern immer mehr mit Christus in uns. So kommen wir Stück für Stück aus der Spirale der Schuld und Selbstverurteilung raus und verhalten uns auch unseren Nächsten gegenüber so, wie Gott es von uns erwartet. Voller Liebe und Mitgefühl.
Das ist es, was den Wandel auf dieser Erde bewirken wird. Nicht politische Konzepte werden das Chaos in der Welt beseitigen können, sondern unsere eigene innere Umkehr und die Bereitschaft, Gott in uns und unserem Nächsten anzuerkennen. Dann können neue Ideen, Lösungen, Hilfen und Heilungen auf allen Ebenen zustande kommen. Nur so kann Gott durch jeden Einzelnen von uns die Neue Erde aufbauen. Die Grundlagen hierfür hat uns Jesus schon vor 2000 Jahren aufgezeigt indem er sagte: „Seid vollkommen, wie der Vater im Himmel vollkommen ist“ Deswegen wünsche ich Ihnen, dass Sie sich selbst als göttliches Wesen erfahren und gleichzeitig erkennen, dass das Göttliche Selbst in jedem Menschen gleich ist.
Gottes Segen wünscht Ihnen in geschwisterlicher Verbundenheit Ihr Hans Georg
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